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Die Wurzel der Krankheit liegt im Darm

Die Wurzel der Krankheit liegt im Darm

Der Magen/Darmtrakt ist die zentrale Einheit, die über Gesundheit und Krankheit entscheidet. Laut dem Ayurveda kann ein Mensch auf Dauer nur gesund bleiben, wenn seine Verdauung in Ordnung ist. Der gesamte Komplex der Verdauung, d.h. das Verarbeiten und Verwerten von Nahrung, der Umbau in Körpergewebe und die Ausscheidung von Abfallprodukten ist in der Ayurveda Heilkunde komplexer und ausführlicher dargelegt als in jeder anderen Naturheilkunde. Lassen Sie uns eintauchen in dieses große, aber spannende Gebiet und erkennen Sie, wie Sie sich und ihren Magen/Darmtrakt noch besser unterstützen können.

Doshas (Vata, Pitta, Kapha)

Die Doshas bestimmen einerseits die Konstitution eines Menschen und sind andererseits in der Lage, jede Krankheit zu initiieren, unabhängig von der Ursache.

Die Doshas Kapha, Pitta und Vata sind die Repräsentanten der drei natürlichen Wirkkräfte der Natur, Wind, Feuer und Wasser in unserem Organismus. So wie alle Abläufe der Natur durch diese drei Wirkkräfte kontrolliert werden, bestimmen die Doshas auf körperlicher und geistiger Ebene sämtliche Stoffwechselvorgänge. Die Doshas sind auch verantwortlich für die angeborene Konstitution (Genetik) eines Menschen.  

Die Doshas sind an allen physiologischen Abläufen unseres Organismus beteiligt. Alle Prozesse, bei denen Bewegung und Transport vonnöten sind (und das ist bei so ziemliche allen Prozessen der Fall) ist Vata-Dosha die lenkende Kraft. Pitta-Dosha ist bei allen umwandelnden Aktionen die ursächliche Kraft, bsp. bei der Verdauungsarbeit. Vata und Pitta sind katabolischer, sprich abbauender Natur, Kapha dagegen ist aufbauend und regenerierend. Kapha hält den gesamten Organismus mit seiner integrierenden, beruhigenden Kraft zusammen und ist der Gegenspieler von Vata und Pitta.

Vata und Pitta sind katabolischer Natur. Kapha ist anabolischer Natur.

Aber die Doshas haben auch eine andere, zerstörerische Seite. Dosha heißt übersetzt: Das, was den Körper verdirbt. Damit ist auch ein wichtiger Hinweis auf die vergiftenden Eigenschaften der Doshas gegeben. Wenn die Doshas sich vermehren, aus ihren Entstehungsorten ausbrechen und sich über den Körper ausbreiten, zieht dies Beschwerden und im weiteren die Entstehung von Krankheiten nach sich.

Die Entstehungsorte der Doshas befinden sich im Verdauungstrakt und hier zeigt sich bereits die große Bedeutung einer gut funktionierenden Verdauungstätigkeit. Der Entstehungsorten von Kapha ist der Magen, von Pitta der Dünndarm und von Vata der Dickdarm. Kapha sorgt im Magen für die Verflüssigung und Durchmischung des Nahrungsbreis. Pitta zerlegt den verflüssigten Nahrungsbrei durch enzymatische Säfte in seine kleinsten Bestandteile und macht sie so dem Körper zugänglich. Vata schließlich ist für den Transport und die Aufnahme der Nahrungsbestandteile durch die Darmwand über die Lymphbahnen in den Körper verantwortlich. 

Als Resultat entsteht etwa zwei bis drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme aus dem verarbeiteten Nahrungsbrei die Nährflüssigkeit Ahara Rasa, die jedoch noch weiter verarbeitet werden muss.

Pachana – Der Prozess der Verdauung

Alles, was wir tagtäglich zu uns nehmen, muss vom Organismus irgendwie verarbeitet werden. Auf jede Nahrung, jedes Getränk, aber auch auf jeden Sinnesreiz reagiert der Körper augenblicklich. Dieser Verdauungsprozess findet in jeder Sekunde auf allen Ebenen statt, ob im Magen/Darmtrakt, im Gehirn, in den Sinnesorganen oder in jeder Körperzelle. Unser Körper ist permanent beschäftigt. Allein jede Sekunde müssen 50 Millionen (!) neue Körperzelle produziert werden, um die alten Zellen zu ersetzen.

Dieser Umwandlungsprozess findet zunächst an drei Stellen im Verdauungstrakt statt:

  1. Der Magen (Kapha-Phase) – Kapha sorgt im Magen für die Verflüssigung und Durchmischung des Nahrungsbreis. Dieser Prozess dauert etwa drei Stunden und führt dazu, dass die Nahrungsbestandteile gelöst und aufgeweicht werden, damit sie leichter weiter verarbeitet werden können.  Aus diesem ersten Verdauungsprozess entsteht der erste Nahrungsbrei Ahara Rasa und Kapha. Dieses Ahara Rasa wird zusammen mit Kapha zum Herzen transportiert und von dort in den gesamten Organismus verteilt, um die Gewebe mit hohem Kaphaanteil zu ernähren, bsp. Muskeln, Fett, Gehirn.
  2. Der Dünndarm (Pitta-Phase) – Pitta zerlegt den verflüssigten Nahrungsbrei durch enzymatische Säfte in seine kleinsten Bestandteile und macht sie so dem Körper zugänglich. Im Dünndarm findet der größte Teil der Resorption der Nahrung statt. Auch hier entsteht am Ende des Prozesses Ahara Rasa und Pitta, das vom Körper aufgenommen wird, um die Körpergewebe mit hohem Pittaanteil zu ernähren, bsp. Blut, Augen etc.
  3. Der Dickdarm (Vata-Phase) – Vata ist für den Transport und die Aufnahme der restlichen Nahrungsbestandteile, wie Mineralien und hauptsächlich Wasser und Fette verantwortlich. Daher wird der verbliebene Rest des Nahrungsbreis immer trockener. Dank der Arbeit von Myriaden von Darmbakterien werden auch die letzten Teile der Nahrung verwertet bis nur noch der unverdaubare Stuhl übrig bleibt. Am Ende wird auch wieder Ahara Rasa und Vata resorbiert, um die Körpergewebe mit hohem Vataanteil zu ernähren, bsp. Nerven, Knochen etc.

 

Faktoren, die die Verdauung beeinflussen:

Sechs Faktoren sind für eine normale Verdauung entscheidend:

  1. Das zentrale Verdauungsfeuer Jatharagni ist hauptverantwortlich für die Verdauung von aufgenommener Nahrung. Wenn Jatharagni richtig arbeitet, kann die Nahrung optimal weiter verarbeitet werden. Wenn nicht, werden alle anderen nachfolgenden Abschnitte darunter leiden. Agni kann zu schwach sein (Mandaagni), zu stark sein (Tikshnaagni) oder instabil sein (Vishama). Alle drei Zustände führen zu Verdauungsstörungen.
  2. Vata ist verantwortlich für die kontrollierte Bewegung der Nahrung im Verdauungskanal (Peristaltik). Das Essen wird in der Mundhöhle zerkaut und danach halbfest in einer von Vata kontrollierten Weise zum Aamaashaya/Magen transportiert. Durch die Aktivität von Jatharagni wird sie verflüssigt und danach kontrolliert weiter vorwärts bewegt, um die bestmögliche Umwandlung zu Ahara Rasa zu erleichtern. Störungen von Vata können bsp. zu Verstopfungen oder Durchfällen führen.
  3. Kleda (Flüssigkeit). Das feste Essen kann nicht von den Verdauungskanälen (Annavaha Srotas) so aufgenommen werden wie es ist. Es muss erst durchfeuchtet werden, um die molekularen Verbindungen zu lösen. Eine angemessene Verflüssigung (Trinken während des Essens) ist eine Grundvoraussetzung für eine korrekte Verdauungstätigkeit.
  4. Sneha (Öligkeit). Öligkeit ist ebenso notwendig, um die Nahrung weich und somit leichter verdaulich zu machen. Außerdem schützt sneha die Darmschleimhaut und erleichtert die Peristaltik. Zu wenig Fett in der Nahrung führt auf Dauer zu Problemen der Darmbewegungen und der Regeneration der Darmschleimhaut. Dadurch wird die Aufnahme der Nahrungsbestandteile behindert.
  5. Kala  (Zeit). Das Essen sollte zu den richtigen Zeiten konsumiert werden und im Abstand von mind. drei Stunden eingenommen werden. Zu häufiges Essen führt zu Verdauungsstörungen.
  6. Parinama heißt wörtlich der Effekt oder das Endresultat. Wenn alle vorangegangenen Faktoren optimal funktionieren lautet ihr Endresultat Gesundheit, das heißt ein Zustand der inneren Harmonie. Alle Doshas, Dhatus (Körpergewebe) und Malas (Ausscheidungen) sind substantiell, qualitativ und funktionell in einem optimalen Zustand. 

 

Prinzipien einer gesunden Ernährung

Aus den oben genannten sechs Faktoren ergeben sich folgende Prinzipien, die entscheidend für eine gesunde Ernährung bzw. Verdauung sind.

  • Hunger sollte nie übergangen werden. 
  • Abendessen nach 20.00 Uhr kann niemals gesund verdaut werden.
  • Wer zu schnell hintereinander isst, provoziert Verdauungsstörungen und die Bildung von Ama.
  1. Regelmäßigkeit
    • Tageszeiten einhalten (Frühstück, Mittag-, Abendessen)
    • Häufigkeit – je nach Essensmenge mind. zwei bis drei Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten lassen.
  1. Essen anpassen an
    • Jahreszeit (Im Sommer leichtere Kost essen)
    • Aktuellem Zustand des Menschen (bsp. nach Sport, bei Krankheit/Rekonvaleszens)
    • Konstitution (Vata, Pitta, Kapha)
    • Warmes Essen – damit Agni die Nahrung gut verarbeiten kann, sollte das Essen warm sein, bzw. erwärmend (Gewürze!). Auch angesichts unserer klimatischen Bedingungen spielt die Temperatur des Essens eine sehr wichtige Rolle. Kalte und rohe Nahrung ist für den Körper schwer zu verdauen und sollte daher nicht in großen Mengen konsumiert werden.
  1. Trinken
    • Niemals Getränke aus dem Kühlschrank trinken!
    • Nicht nach dem Essen trinken.
    • Trinken – zum Essen sollte in Maßen getrunken werden, d.h. ein bis zwei Gläser während einer Hauptmahlzeit wären gut, je nach Klima und Zusammensetzung des Essens.
  1. Zusammensetzung des Essens – ein gesundes Essen sollte
    • alle sechs Geschmacksrichtungen (süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb) enthalten, da sie eine direkte Beziehung zu den Doshas haben. 
    • alle vier Konsistenzen enthalten für den Aufbau der Körpergewebe (Dhatus) ebenso wie für den Erhalt der Elemente (Mahabhootas) im Körper. 
    • hart (kräftiges kauen) 
    • mittel (moderates kauen)
    • weich (lutschen) 
    • flüssig (trinken)
    • Eine ausgewogene Verteilung der Eigenschaften (Gunas) haben: bsp. Öligkeit/Trockenheit. 
        • Wer z. B. viel trockene (= zu wenig feuchte und ölige) Nahrung zu sich nimmt (Rohkost), provoziert auf Dauer Verdauungsstörungen).
    • Keine Nahrungskombinationen haben, die unverdaulich sind und Ama hervorrufen.
    • Ort und Art des Essens – nicht unter Stress, an unruhigen Orten, unter starken Emotionen oder während des Gehens essen.
    • Auf die Essensmenge achten: 1/3 festes, 1/3 flüssig, 1/3 leer lassen. Überessen und zu schweres Essen dringend vermeiden.

Das Verdauungsfeuer – Agni

Agni ist nicht nur der zentrale Faktor, der über Verdauung oder Verdauungsstörung entscheidet. Agni ist der Funke, der alle Stoffwechselprozesse des Körpers initiiert. Sehen oder Blindheit, der Glanz der Haut, Lust oder Unlust, Kontrolle der Körpertemperatur und schließlich Mut oder Feigheit, Glück oder Trauer, Wissen oder Ignoranz unterstehen dem entscheidenden Einfluss von Agni. Daher haben Störungen von Agni so weitreichende Auswirkungen über Körper, Geist und seelische Verfassung eines Menschen. 

Agni kann nicht in seiner natürlichen Form als Feuer im Körper existieren. Es braucht ein Vehikel, um seine unterschiedlichen Aktivitäten auszuüben. Sein Medium ist Pitta Dosha, das von seiner Natur her flüssig ist. Durch dieses flüssige Medium (Enzyme, Verdauungssäfte etc.) kann Agni gebunden seine Aktivität ausführen, ohne den Körper zu schädigen. Pitta und Agni sind aufs engste miteinander verbunden. Sie sind jedoch nicht identisch.

Die drei Arten von Agni

    • Störung von Jatharagni – Großes Ama mit Schädigung des gesamten Organismus
        • das zentrale Verdauungsfeuer um den Nabel herum verbrennt und spaltet die Nahrung. Störungen von Jatharagni führen zu großem Ama, d.h. Amavergiftungen im gesamten Organismus mit den gravierendsten Krankheitsauswirkungen. Alle nachfolgenden Agnis sind von der Funktion von Jatharagni abhängig.
    • Störung von Bhootagni – Mittleres Ama mit starken Störungen der Verdauung und des Nervensystems.
        • das Elementenfeuer in der Leber spaltet den Nahrungsbrei Ahara Rasa weiter in die fünf Elemente auf. Störungen führen zu mittlerem Ama, d.h. schweren Verdauungsstörungen und Störungen im Nervensystem.
    • Störung von Dhatuagni – kleines Ama mit Schädigung lokalen Gewebsschädigungen. 
        • das Feuer der Körpergewebe führt zu lokalen Störungen in den jeweiligen Körpergeweben.

Die Fehlfunktionen von Agni

Agni kann in dreifacher Form gestört sein:

    • Überfunktion (Tikshna Agni)
    • Unterfunktion (Manda Agni)
    • Dysfunktion, also schwankend, unvorhersehbar (Vishama Agni)

Alle drei Fehlfunktionen führen zu Verdauungsstörungen und unbehandelt auf Dauer zu Krankheiten.

Rasa-Dhatu

Wenn alle Bedingungen innerhalb des Magen/Darmtraktes optimal funktionieren, entsteht als erstes Körpergewebe Rasa-Dhatu. Rasa-Dhatu ist die zirkulierende Flüssigkeit im gesamten Körpers. 75% der inneren Umgebung des Organismus sind flüssig. Daran kann man erahnen, wie wichtig der substantielle, qualitative und funktionelle Zustand von Rasa-Dhatu ist. Rasa-Dhatu ist überall. Es ernährt alle Zellen und Organe. Es führt alle Nährstoffe, aber auch Heilstoffe oder Stoffwechselprodukte wie Enzyme oder Hormone mit sich und bringt es an die entsprechenden Stellen. Wenn die inneren Gewebe und Organe nicht mit Rasa-Dhatu getränkt werden, ist das Ergebnis Trockenheit, Antriebslosigkeit und Lethargie. 

Die Eigenschaften von Rasa-Dhatu sind: 

  • flüssig, 
  • ölig, 
  • klar
  • penetrierend

Es stellt die Versorgung im ganzen Körper zu jeder Zeit bereit.

Ein optimales Rasa-Dhatu führt im Körper zu einem Zustand der Zufriedenheit und des Wohlfühlens. Es ist wie, wenn du an einem heißen Sommertag nach einer langen Wanderung an eine Quelle kommst und mit diesem frischen Wasser dein Gesicht benetzt. So erfrischt und erneuert Rasa-Dhatu den gesamten Organismus. Ein gestörtes Rasa-Dhatu kann man am besten am Zustand der Haut feststellen. Faltige, schrumplige, glanzlose Haut ist Ergebnis eines verminderten Rasa-Dhatu. Ein verschmutztes Rasa-Dhatu, bsp. durch Ama, zeigt sich in Schwellungen unter den Augen.

Rasa-Dhatu ist auch deshalb so wichtig, da es als einziges Körpergewebe alle drei Doshas beinhaltet. Die Doshas, die als Unterprodukt aus der Verdauung heraus entstehen, benötigen Rasa-Dhatu, um an ihre Einsatzorte im Körper zu gelangen. Genauso benutzen gestörte Doshas das Rasa-Dhatu als Transportmittel, um ihre schädigenden Einflüsse an anderen Stellen zu verrichten. Gleichzeitig braucht man Rasa-Dhatu in der Ayurvedatherapie, um Giftstoffe und Doshas zu lösen und mit dem Verdauungstrakt aus dem Körper zu eliminieren (diese Therapie nennt man Panchkarma).

Erkennen von Ama:

  • Weißer Zungenbelag 
  • Schwere
  • Antriebslosigkeit,
  • fehlender Glanz in den Augen
  • Gewichtszunahme

Das Ama-Konzept

Unverdauliche Nahrung, die selbst bei gutem Agni zur Bildung von Ama führen:

  • Kalte Milch 
  • Milchprodukte mit Früchten, z.B. Fruchtjoghurt, Früchte-Milchshakes 
  • Joghurt und Rindfleisch
  • Fisch und Milch (Sahne)
  • Aufgewärmtes Essen

Störungen von Agni führen zur Bildung von Ama. Ama ist unverdaute oder nur teilweise verdaute Nahrung. An Stelle von nährendem Rasa-Dhatu entsteht toxisches Ama. 

Ama ist von seinen Eigenschaften her: 

  • klebrig, 
  • trüb, 
  • kalt, 
  • verstopfend. 

Es blockiert die Körperkanäle (Srotas) und überzieht die Zellen mit seinem klebrigen Schleim. Ama vergiftet den Körper auf mehreren Wegen: Es setzt sich an Stelle von Rasa fest und verhindert dadurch die Ernährung der Körpergewebe und deren Regeneration. Es blockiert die Srotas und damit die Ver- und Entsorgung aller Zellen und Organe. Es kann sich mit den Doshas verbinden und provoziert dadurch weitere Schädigungen wie Entzündungen, Schmerzen, Schwellungen und Ablagerungen. Ama bedeutet nicht einfach nur Schlacken. Ama ist die toxischste und gefährlichste Substanz, die es im Körper gibt.

Wenn Ama sich bsp. mit Vata verbindet entsteht daraus Amavata, eine schwere Krankheit, die uns unter anderem Namen wohlbekannt ist: Rheuma. Dieses Rheuma sollte nicht mit Massagen und Öl behandelt werden, so lange Ama vorherrschend ist, da durch das Öl die Beschwerden noch weiter verschlimmert werden.

Ama vernichtende Nahrungsmittel und Therapien:

  • Gewürze, bsp. Ingwerpulver, am besten 10 min. vor dem Essen geben.
  • Alter Honig (älter als ein Jahr) verbrennt Ama und reduziert Fettgewebe. Nicht bei hohem Vata geben.
  • Fasten (unter therapeutischer Kontrolle)
  • Heißes Wasser oder Tees (Gewürznelke) trinken
  • Sport

Daraus wird klar, dass die Behandlung von Ama unterschiedliche Strategien benötigt, abhängig von der Art des Ama, der Lokalisation usw. wird entschieden, welche Heilpflanzen man einsetzt. Diese Therapie heißt Shamana Chikitsa, die einerseits die Agnifunktion verbessert und andererseits Ama umwandelt und es in den Verdauungstrakt bringt, von wo aus es ausgeschieden wird. Gleichzeitig werden die von Ama betroffenen Doshas getrennt und wieder in ihren normalen Zustand gebracht.

Ayurveda ist tief davon überzeugt, dass fast alle inneren Krankheiten aufgrund einer Agnifehlfunktion entstehen. Daher sollte man sich immer seines Agnizustandes bewusst sein, um alle Ursachen zu verhindern, die uns davon abhalten ein gesundes, glückliches und fruchtbares Leben zu führen.

Woran erkenne ich, dass mein Magen/Darmtrakt nicht in Ordnung ist?

Nachfolgend eine Checkliste anhand der wichtigsten Störungen im Magen/Darmtrakt. Selbstverständlich geht es hierbei um das chronische Auftreten eines oder mehrerer der hier aufgelisteten Beschwerden und nicht um das einmalige oder kurzzeitige:

Checkliste Auftreten gesundes Stuhlverhalten:

  • Täglich am besten morgens, ohne Anstrengung oder unangenehmen Empfindungen
  • Danach Gefühl von Leichtigkeit.
  • mittelharte Konsistenz
  • mittelbraune Farbe 
  • frei von fauligen und unangenehmen Gerüchen
  • ohne Nahrungsreste
  • Stuhl sollte auf der Wasseroberfläche bleiben, nicht absinken

Symptome von Ama

  • Fehlen von Leichtigkeit im Bauchbereich
  • Unregelmäßige Entleerung/Verstopfung: 
  • Blähungen
  • Krämpfe
  • Appetitlosigkeit
  • Unverträglichkeiten
  • Stuhlauffälligkeiten/Durchfälle, intensiver Geruch
  • Lethargie
  • Zungenbelag/Mundgeruch

Häufige Krankheiten des Verdauungstraktes

Ajeerna

Ajeerna ist der Beginn praktisch aller Verdauungsstörungen. Es ist die unmittelbare Folge einer Agnifehlfunktion. Alle drei möglichen Fehlfunktionen (Über-, Unter- und instabile Funktion) führen zu verschiedenen Verdauungsbeschwerden. Die Symptome sind vielfältig, je nach Art, Ort und Schwere der Agnifehlfunktion: Blähungen, Schwäche, Kopfschmerzen, Ohnmacht, Schwindel, Rückensteifigkeit, Gähnen, Unwohlsein, starker Durst, Fieber, Erbrechen usw.

Die Ursachen von Ajeerna sind in der Regel selbst versursachte Ernährungs- und Lebensfehler (s. oben Ernährungsempfehlung). Die alten vedischen Rishis vertreten die These, dass Ajeerna die Wurzel für die meisten inneren Krankheiten ist, körperlich als auch mental.

Amlapitta

Amlapitta ist häufig die Folge von Ajeerna. Die Störung von Agni wird durch eine Provokation von Pitta-Dosha weiter verschlimmert. Agni wird immer schwächer, Pitta immer weiter erhöht. Die Folge sind Symptome wie Sodbrennen, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen, Brennen in der Herzgegend, im Rachen und den Handflächen, chronische Durchfälle, ev. in Verbindung mit Blutarmut, Schwindel etc. sind typisch. Bei chronischen Verläufen können mit der Zeit Entzündungen und später Gewebszerstörungen entstehen, die Gastritis, Kolitis, Magen/Darmgeschwüre, Herzkrankheiten etc. auslösen. 

Ursachen sind auch hier Ernährungsfehler bsp. essen unter Zeitdruck, saure, salzige und scharfe Nahrungsmittel und Getränke (Alkohol, Kohlensäure), Ärger, Überessen, essen von zu schwerer Nahrung. (s. oben Ernährungsempfehlung)

Amlapitta kann in den Anfangsstadien gut geheilt werden, in fortgeschrittenen Stadien zumindest gelindert werden. Panchakarma, die fünf Ausleitungen sind hierbei angezeigt, besonders das therapeutische Erbrechen (Vamana) und das Abführen (Virechana). Am wichtigsten ist jedoch die Mitarbeit und Disziplin des Patienten, die diätetischen Vorgaben einzuhalten.

Grahani-Dosa

Ein exzellentes Nahrungsmittel für Grahani ist Buttermilch, am besten mit 1 TL Kreuzkümmel verrühren. Es verbessert Agni und hat stopfende Eigenschaften. Vor dem Trinken lässt man es etwas im Zimmer stehen, damit es nicht zu kalt ist.

Grahani meint den gesamten Bereich des Dünndarms. Unter Grahani-Dosa versteht man Krankheiten des Dünndarms, wie Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) die aufgrund einer massiven Schwäche von Jatharagni zur Bildung von großen Menge Ama führen. Die Folge sind große Mengen von Stuhl mit unverdauter oder nur teilweiser verdauter Nahrung, die oft mit durchfallartigen Entleerungen ausgeschieden werden. Aufgrund der Agnischwäche kommt es einerseits zu Malabsorptionen und andererseits zu Darmschleimhautentzündungen (Kolitis). 

Es gibt vier Arten von Grahani, die Vata, Pitta und die Kapha dominierte Form. Bei der vierten Form sind alle drei Doshas betroffen. Die Ursache ist laut dem Ayurveda nicht genetischer Natur, sondern durch Fehlernährung selbst verursacht. Daher ist Grahani durch intelligente Therapie heilbar.

Die Therapie von Grahani liegt einerseits im Eliminieren von Ama und den Doshas und andererseits im Stärken von Agni durch Heilpflanzen und Gewürze, auch Fasten könnte angezeigt sein.

Vibandha (Verstopfung)

Vermeiden Sie langes Sitzen, viel Reisen und Unterdrückung der natürlichen Zwänge (Stuhl, Urin, Niesen etc.) Vibandha entsteht durch eine Erhöhung von Vata-Dosha und sollte mit Vata-reduzierender Lebensweise und Diät behandelt werden. Therapeutisch sind Ölmassagen und Öleinläufe mit speziell ausgewählten Kräuterölen wichtig.

Atisara

Atisara bedeutet Durchfall. Hier liegt die Ursache in einer Zunahme eines oder mehrerer Doshas, die Agni beeinträchtigen und Durchfälle hervorrufen, kombiniert mit massiven Ernährungsfehlern, wie zu schwere, zu fettige oder zu trockene, zu heiße oder zu kalte, zu flüssige oder zu feste Nahrung.   Oft finden sich auch hier Ama-Symptome. Ähnlich wie bei Grahani gibt es vier Hauptarten, je nach dem welches Dosha dominiert.

Wichtig bei Atisara sind leichte Speisen, wie Reischleimsuppen, Buttermilch und mild gewürzte (Fleisch-) suppen, wobei das Fleisch nur verkocht, aber nicht gegessen wird. Vata-Atisara bsp. entsteht durch Provokation von Vata, wie scharfer Wind, heiße Sonne, zu große Anstrengung, Ernährungsfehler (zu trockenenes, zu wenig, zu unregelmäßiges Essen) und besonders durch Verhalten von Stuhl, Urin, Gase etc. Somit ist auch diese Erkrankung in der Regel selbst verursacht.

Die Therapie ist vergleichbar wie bei Grahani. Elimination der Doshas und ev. von Ama, Stärkung und Stabilisierung von Agni.

Welche Heilpflanzen können helfen? 

Darmsanierung bedeutet zunächst das Regulieren aller Verdauungsabschnitte von oben nach unten. Eine gute Darmflora entsteht, wenn die Ernährung gut ist und das Zusammenspiel aller Verdauungsorgane optimal funktioniert. Eine gute Darmflora ist das Resultat aller vorherigen Verdauungsabschnitte und nicht umgekehrt.

  • Ingwer – verbrennt Ama und Kapha. Gut bei Verschleimungen, Appetitlosigkeit und Grahani. Das Pulver ist auch für Pitta-Konstitutionen und Kindern geeignet.
  • Schwarzer Pfeffer – noch intensiver als Ingwer mit ähnlichen Indikationen, besonders bei Ama, Kapha und Vata-Störungen angezeigt. Wichtig bei Halsschmerzen (mit Honig) und Rheuma. Vorsicht bei erhöhtem Pitta.
  • Kreuzkümmel – Ama vernichtend, regulierend bei Durchfällen ohne zu stopfen, mild in der Wirkung. Für alle Konstitutionen geeignet.
  • Kurkuma – mildes, verdauungsförderndes Gewürz, für alle Konstitutionen geeignet. Besonders bei Halsschmerzen als Paste auftragen oder mit heißem Wasser gurgeln.
  • Amalaki – sehr gut bei Amlapitta wirksam. Beruhigt Pitta, reinigt und regeneriert die Schleimhäute im Magen/Darmtrakt, lindert Sodbrennen.
  • Bilva – gutes Durchfallmittel bei Grahani und Atisara. Milde Wirkung, milder Geschmack, auch für Kinder geeignet.

Frühjahrsdarmkur

Eine kleine Hauskur, die jedermann gerne im Frühjahr für sich anwenden kann, um die angesammelten kalten Säfte (Ama, Kapha) auszuscheiden. Diese Kur ist nur für Gesunde ohne Bedenken zu empfehlen. Wenn Sie Beschwerden oder Krankheiten haben, sollten Sie vorher Rücksprache mit Ihrem Therapeuten halten.

Dauer: 3-5 Tage, am besten im März – Mai.

Durchführung

Zubereitung Nelkentee:

  • Nehmen Sie 8-10 Gewürznelken und zerstoßen Sie sie im Mörser. Danach in eine große Thermoskanne geben und mit 0,75-1 Liter kochendem Wasser übergießen und schließen. Über den Tag verteilt in kleinen Schlucken trinken.
  • Nehmen Sie vor dem Schlafen jeden Abend ein bis zwei Esslöffel Rizinusöl. Halten Sie sich dabei am besten die Nase zu und trinken Sie danach heißes Wasser/Tee oder mischen Sie das Rizinusöl gleich in heiße Milch. Keine Sorge, Sie werden, wenn Sie es so nehmen, nur leicht Durchfall bekommen, wahrscheinlich nur etwas weicheren Stuhl. 
  • Massieren Sie sich anschließend den Bauch mit Sesamöl. Machen Sie Kreise um den Bauchnabel im Uhrzeigersinn. Essen Sie 3-5 Tage lang reduzierte Kost, am besten Suppen mit Toastbrot. Kapha-Konstitutionen können auch für einige Tage fasten. Trinken Sie über den Tag verteilt einen Liter heißen Nelkentee (Anleitung siehe seitlich). 

Ende der Kur

Fangen Sie langsam an, wieder normal zu essen. Achten Sie auf Ihren Hunger und essen Sie nur so viel bis Sie gerade satt sind. Halten Sie sich strikt an die obigen Ernährungsempfehlungen. Trinken Sie die nächsten 4-6 Wochen weiter Nelkentee. Er wird Ama und Kapha weiter reduzieren und ist ein vorzüglicher Tee, um Agni zu stärken, ohne Pitta zu erhöhen.

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