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Panchakarma – Teil 1 – Die Einführung

Panchakarma – Die Königin der ayurvedischen Therapie (Chikitsa)

Teil 1 – Einführung

“Jede Maßnahme, die hilft, das gestörte Gleichgewicht von Dosha, Dhatu und Mala_s wiederherzustellen, was zu einer optimalen Funktion der Körperbestandteile führt, ist Chikitsa (Therapie).“ (Caraka Samhita)

Der menschliche Körper (Sharira) besteht aus folgenden Bestandteilen:

  • Doshas (Kapha, Pitta, Vata)
  • Dhatus (sieben Körpergeweben)
  • Mala ( drei Ausscheidungen)
  • Srotas (grobstofflichen und feinstofflichen Körperkanälen)
  • Agni (Verdauungsfeuer)
  • Ojus (die energetische Essenz, die alle Körperprozesse am Leben erhält)
  • verschiedene winzige Teile, Sharira Paramanu – die man Körperzellen nennt

Krankheitssymptome können auf folgenden Ebenen entstehen:

1. Sharira – Körperlich 

also strukturell/organische Veränderungen, wie bsp. Tumore, Gaumenspalten, Hernien, Geschwüre, Brüche, Deformationen usw.

2. Kriyaa Sharira – Physiologisch 

bsp. Sodbrennen, Nierenversagen, Diabetes mellitus, Ischämische Herzkrankheit, aufgrund einer koronaren Herzkrankheit, Periarthritis, Fersensporn, dysfunktionale Gebärmutterblutung, aufgrund von Myomen usw.

3. Indriya / Sinnesorgane und die Wirkungsorgane

ausgehend von den Sinnesorganen bzw. dem Nervensystem und seinen Wirkungsorganen, 

  • bsp. Augen -> grauer Star, 
  • Ohren -> Tinnitus, 
  • Blase -> Inkontinenz

4. Manas / Geistige Störungen

Psychisch-emotionale Störungen, wie Manie, Depressionen usw.

5. Atman / Störungen des Bewusstseins

bsp. Ohnmacht, Koma usw.

Der Einfluss der Doshas

Definition Doshas

Die Doshas sind jene Bestandteile des menschlichen Körpers, die in der Lage sind, die individuelle Prakruti (Konstitution) zu bilden und den Krankheitsprozess aus eigener Kraft, ohne Hilfe von außen, auszulösen. (Vaidya Vilas M. Nanal)

Die Doshas sind an allen physiologischen, aber auch pathologischen Prozessen beteiligt. Der Mensch kann nichts tun, ohne dass er eines oder mehrere Doshas beeinflusst: 

  • Wenn Sie Ruhe geben oder schlafen, erhöhen Sie Kapha-Dosha, 
  • wenn Sie Sport treiben oder sich bewegen, erhöhen Sie Vata-Dosha, 
  • wenn Sie in der Sauna oder in der Sonne sitzen, erhöhen Sie Pitta usw.

Auch die Tages- und Jahreszeiten haben einen großen Einfluss auf die Doshas. Jedes Dosha sammelt sich zu gewissen Tages- und Jahreszeiten an:

  • Kapha-Dosha hat von 6 und 10 Uhr bzw. 18 und 22 Uhr und im Frühling seine größte Aktivität im Körper
  • Pitta-Dosha hat zwischen 10 und 14 Uhr bzw. 22 und 2 Uhr und im Frühsommer seinen Höhepunkt
  • Vata-Dosha sammelt sich zwischen 14 und 18 Uhr bzw. 2 und 6 Uhr und im Herbst/frühen Winter an.

Das Prinzip der Ansammlung der Doshas

Regelmäßige Fehler in der Ernährung und der Lebensführung führen dazu, dass sich die Doshas im Laufe der Zeit langsam anzusammeln. Zu diesem Zeitpunkt fühlen wir uns zwar noch nicht richtig krank, nehmen aber gewisse Empfindlichkeiten wahr, wie bsp. Wetterfühligkeit, Müdigkeit, Unruhe, leichte Magen/Darmbeschwerden oder eine geringere Leistungsfähigkeit. 

Der Körper sucht zu jederzeit den homöostatischen Ausgleich, d.h er versucht die erhöhten Doshas wieder zu beruhigen. Geht der Prozess der Ansammlung der Doshas jedoch weiter, werden die Doshas irgendwann aus ihren Entstehungsorten ausbrechen und sich im Körper ausbreiten. Jetzt fühlen wir uns richtig krank. In Wirklichkeit jedoch hat der Krankheitsprozess schon lange vorher begonnen und kommt erst jetzt mit ganzer Intensität zum Vorschein. Viele Menschen verwechseln hierbei oft den Auslöser der Krankheit (Erreger, Wind, Kälte) mit der schon lange sich entwickelnden Ursache (Ungleichgewicht der Doshas).

Daher reagieren Menschen, obwohl sie dem gleichen Auslöser ausgesetzt waren in unterschiedlicher Weise. Man konnte das in der Coronazeit sehr gut beobachten. Im Prinzip ist jeder Mensch mit dem Virus irgendwann in Kontakt gekommen, aber nicht jeder ist daran erkrankt. Und bei denjenigen, die erkrankten waren die Krankheitsverläufe ebenfalls sehr unterschiedlich.

Wir sind einfach in jedem Augenblick in einer anderen Verfassung als vorher und daher sind wir einmal empfänglicher für äußere Reize und ein andermal nicht. Die Grundlage für diese Empfänglichkeit liegt laut dem Ayurveda in einer pathologischen Anhäufung von einem oder mehreren Doshas. Dadurch kommen wir aus unserem angeborenen Gleichgewicht (Konstitution) und befinden uns mehr und mehr im Ungleichgewicht (Vikruti). Je nach dem wie stark wir im Ungleichgewicht sind, sind wir für Krankheitsauslöser empfänglich oder eben nicht.

Die Doshas und die Elemente (Mahabhootas)

Jedem Dosha werden 2 Elemente zugeordnet:

  • Kapha-Dosha besteht aus Wasser und Erde
  • Pitta-Dosha aus Feuer und einem Anteil Wasser
  • Vata-Dosha aus Raum und Luft

Da die meisten Krankheiten das Ergebnis eines Ungleichgewichts der Doshas und ihrer negativen Interaktion mit den Dhatu_s, Mala_s, Agni und anderen Bestandteilen sind, sollte die Behandlung darauf ausgerichtet sein:

  1. Innere Medizin (Antah Parimaarjana) reinigt die innere Umgebung von Toxinen wie Ama, verdorbenem Dosha und Dhatu_s.
  2. Äußerliche Maßnahmen (Bahih Parimaarjana), die zur Reinigung und Entschlackung und zur Wiederherstellung des Gleichgewichts der Körperbestandteile führen. Dazu gehören die äußere Anwendung von Medikamenten, Ölungen, Schwitzen, Manipulieren, Abhyanga verschiedene Arten und Ölgüssen (Dhara) usw.
  3. Chirurgische Intervention (Shastra Pranidhaana) zusammen mit anderen Verfahren wie Aderlass und Blutegeltherapie, chemische oder erhitzende Kauterisation, Verwendung von Nadeln usw. 

Die ayurvedische Therapie (Chikitsa) wird unterteilt in:

  1. Shodhana (Ausleitung)
  2. Shamana (Beruhigung)
  3. Rasayana (Verjüngung) 
  4. Vajikarana (Aphrodisiaka)

Bei Panchakarma geht es hauptsächlich um den Shodhana-Aspekt. d.h. um Ausleitung. Es beseitigt die verunreinigten Doshas aus der inneren Umgebung, macht sie rein, verhindert ihre Anhäufung und stellt die Harmonie zwischen den Körperbestandteilen her.

Das Leben ist ein dynamischer Prozess und nicht stationär. Es ist das Ergebnis vielfältiger Interaktionen, die in jedem Augenblick in unserem Körper stattfinden. Ein harmonischer Zustand ist Gesundheit, während ein abweichendes Bewegungsmuster Krankheit und das Aufhören der Prozesse den Tod bedeuten.

Doshas sammeln sich im Laufe des Lebens je nach Lebensweise und Ernährung an ihren Entstehungsorten an:

  • Kapha-Dosha im Magen. 
    • Es breitet sich langsam im oberen Körperdrittel aus und verursachen dort die typischen Schleimkrankheiten wie Bronchitis, Sinusitis, Ohren- und Halsentzündungen, Magenprobleme, gewisse Kopfschmerzen, aber auch Gemütskrankheiten wie gewisse Depressionen.
  • Pitta-Dosha im Dünndarm.
    • Es sammelt sich zunächst in der Körpermitte an. Es löst Krankheiten der Verdauungsorgane, der Hormondrüsen, insbesondere der Leber und des Blutes aus.
  • Vata-Dosha schließlich im Dickdarm, 
    • Es verteilt sich primär im unteren Körperdrittel und ist für alle neuralgischen, degenerativen und chronischen Beschwerden verantwortlich.

Nachdem die Doshas ein gewisses Maß an Anhäufung erreicht haben, brechen sie aus ihren Entstehungsorten aus und bewegen sich zusammen mit dem Plasmagewebe (Rasa-Dhatu) im gesamten Körper, wo sie sich dann mit den Körpergeweben verbinden und bsp. Entzündungen, Autoimmunkrankheiten, Allergien und degenerativ-entzündliche Krankheiten auslösen.

Die Doshas entstehen physiologisch in den Verdauungsorganen im Laufe der Verdauungstätigkeit. Kapha-Dosha entsteht im Magen, Pitta-Dosha im Dünndarm und Vata-Dosha im Dickdarm. Sie alle werden genährt oder vermindert durch die Art unserer Ernährung. Die Ernährung spielt daher die größte Rolle bei Störungen des Doshas-Gleichgewichts. Wir haben es selbst in der Hand, welches Dosha wir mit der Ernährung stärken und welches wir reduzieren.

Wir hatten vorher die Beziehung zwischen den Doshas und den Elementen besprochen. Genauso stehen die 6 Geschmacksrichtungen in der ayurvedischen Ernährung in einer Beziehung zu den Grundelementen (Mahabhootas) und zu den Doshas:

Tabelle: Rasa – Mahabhootas – Doshas (+ erhöhend, – senkend)

Rasa (Geschmack) Grundelemente Wirkungen auf die Tri-Doshas
Süß (Madhura) Erde und Wasser Kapha +, Pitta –, Vata –
Sauer (Amla) Erde und Feuer Kapha +, Pitta +, Vata –
Salzig (Lavana) Feuer und Wasser Kapha +, Pitta +, Vata –
Scharf (Katu) Feuer und Luft Kapha –, Pitta +, Vata +
Bitter (Tiktha) Luft und Raum Kapha –, Pitta –, Vata +
Herb (Kashaaya) Luft und Erde Kapha –, Pitta –, Vata +

Dazu ein Beispiel:

Wenn wir ein scharfes Essen konsumieren, nehmen wir die Elemente Feuer und Luft im hohen Maße zu uns. Damit erhöhen wir Pitta und Vata-Dosha und senken Kapha-Dosha. Wenn wir regelmäßig scharfes Essen zu uns nehmen, werden wir Pitta-Dosha und Vata-Dosha langsam ansammeln und fangen an, Vata/Pitta-Störungen Vorschub leisten. Gleichzeitig wird das einzige Dosha, das unsere Körpergewebe stabil zusammenhält und für Kraft und Stabilität zuständig ist (Kapha-Dosha) immer weiter reduziert werden und verliert seine anabole und adhäsive Kontrollfunktion. Damit provozieren wir bsp. degenerative und chronisch-entzündliche Erkrankungen.

Einmal ausgebreitete und provozierte Doshas können vom Organismus nicht mehr ohne therapeutische Unterstützung gelöst und entgiftet werden. In diesen Fällen ist Panchakarma die einzige Möglichkeit die Doshas zu eliminieren, um wieder ganz gesund zu werden. Die Doshas können sich zwar wieder beruhigen, setzen sich jedoch in den Geweben fest und können jederzeit wieder durch kleine Auslöser reaktiviert werden. Panchakarma ist eine einzigartige Entgiftungskur, die nur im Ayurveda existiert. Keine andere Heilkunde bietet etwas vergleichbares an. 

„Wenn diese verunreinigten Doshas nicht physisch entfernt werden und nur durch palliative Maßnahmen behandelt werden, besteht eine hohe Chance, dass sie bei der geringsten Provokation wieder aufleben. Alle diese Maßnahmen, die die verunreinigten Doshas physisch aus der inneren Umgebung entfernen und sie dadurch reiner und gesundheitsfördernder machen, ist Shodhana. 

Es sind fünf an der Zahl, daher werden sie allgemein Panchakarma genannt. Es handelt sich dabei um umfangreiche Verfahren, die von erfahrenen und kompetenten Vaidya durchgeführt werden sollten, da sie potenziell gefährlich sind und für den Patienten erhebliche Unannehmlichkeiten mit sich bringen. Trotz all dieser offensichtlichen Gefahren sind sie sehr mächtige Werkzeuge im Arsenal des Arztes, da die Linderung der Symptome fast sofort eintritt und im Allgemeinen lange anhält.“ (Vaidya Vilas M. Nanal)

Artikel: Panchakarma Teil 2 – Die Vorbereitung

Quelle: Buch: Insights into Ayurveda – Prof. Vilas M. Nanal

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