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Panchakarma – Teil 2 – Die Vorbereitung (Poorvakarma)

Die fünf Panchakarma

Pancha – heißt fünf, 

Karma – sind die therapeutischen Handlungen der Ausleitung.

  1. Vamana – das therapeutische Erbrechen
  2. Virechana – das therapeutische Abführen
  3. Basti – der therapeutische Einlauf
  4. Nasya – die therapeutische Ausleitung über die Nase
  5. Raktamokshana – der therapeutische Aderlass

Jedes Panchakarma wird in drei Stadien unterteilt:

  1. Poorvakarma – die Vorbereitung
  2. Pradhaana Karma – der eigentliche Panchakarma-Prozess
  3. Paschaat Karma – die Nachbehandlung

1. Poorvakarma – die Vorbereitung

Um die Ausleitung festgesetzter Doshas überhaupt zu ermöglichen, muss man die feste Verbindung der Doshas mit dem Körpergewebe (Dhatus, Malas, Srotas oder anderen Organen) wieder lösen. Wenn man dies nicht tut, könnte der Körper dauerhafte Schäden davontragen, die unbedingt zu vermeiden sind. Um diese Möglichkeit auf ein Minimum zu reduzieren und eine maximale Ausscheidung der verdorbenen Doshika-Substanz ohne signifikante Gewebeschäden zu gewährleisten, ist es wichtig, sie angemessen auf die Ausscheidung vorzubereiten.

Daher ist die Qualität des Poorvakarma für den späteren Erfolg von entscheidender Bedeutung. Poorvakarma ist ebenfalls in mehrere Abschnitte unterteilt:

  1. Die innere und äußere Ölung (Snehana)
  2. Das Schwitzen (Swedana)
  3. Die Ausfällung der Doshas (Utkleshana Basti)

Hier nimmt Punkt 1 die innere Ölung den größten Raum ein.

  1. Snehana – die innere und äußere Ölung

Die Trennung der Doshas von Körpergeweben kann nur durch äußere Ölung (Abhyanga, Dhara, Pinda Sweda usw.) und innere Ölung erfolgreich sein. Man muss sich das vorstellen wie ein trockener Stock, den man biegen will. Legt man den Stock über Tage ins Wasser, so wird er weich und lässt sich biegen. Wenn man ihn zu kurz wässert, wird er ab einer bestimmten Biegung brechen. Genauso verhält es sich mit den Doshas. Sie müssen aufgeweicht und gelöst werden, damit sie ihre feste Verbindung verlieren und sich langsam ablösen können. Außerdem wird durch die Ölung Vata-Dosha, das bei allen Krankheitsprozessen maßgeblich beteiligt ist, gesenkt und abgebaut.

Die Ölung macht das ausgetrocknete Gewebe geschmeidig, weich und flüssig. Es sorgt dafür, dass die unaufhörlichen Lebensprozesse mit `Brennstoff` versorgt werden. Eine glatte und geschmeidige Oberfläche ist die Voraussetzung für eine reibungslose Bewegung von Stoffen (Dosha, Toxine) durch die Gefäße (Srotas). Öle spielen im Ayurveda eine wesentliche Rolle. Sie fügen dem Körper Nahrung in Form von Fetten zu, um regenerative Prozesse in Hülle und Fülle zur Verfügung zu stellen. Jede Zellmembran im Körper ist von einer Lipidhülle umgeben und da jede Sekunde etwa 50 Millionen Zellen absterben und genauso viele neue entstehen müssen, ist der Bedarf an hochwertigen, gut zu verarbeitenden Fetten für den Organismus essentiell. Vor allem die Nervenfasern und das Gehirn, die von dicken fettigen Myelinscheiden umgeben sind, müssen ständig ernährt und regeneriert werden. So kann der Organismus aus dem vollen „Öltopf“ schöpfen und auf allen Ebenen entgiften, regenerieren und reparieren.

Das Kerala-Panchakarma

In Kerala hat sich eine Sonderform der ayurvedischen Therapie entwickelt, die ebenfalls als Panchakarma bezeichnet wird. Hierbei werden meist nicht die fünf großen Panchakarma-Ausleitungen durchgeführt, sondern tägliches intensives Abhyanga mit zwei oder mehr Masseuren über mehrer Wochen als Kur. Oft wird das Ganze mit ayurvedischen Körperölgüssen (Dhara) begleitet. Das bekannteste Dhara ist das Shirodhara, der Stirnölguss. 

Dieses Kerala-Panchakarma hat jedoch zwei große Nachteile:

  1. Es kann nur in tropischen Ländern mit ausgeglichenem Klima erfolgreich praktiziert werden.
  2. Es ist langwierig, aufwendig, kostenintensiv und braucht mehrere Therapeuten gleichzeitig.

Im keralischen Ayurveda verlässt man sich in erster Linie auf die große reinigende und regenerierende Kraft der speziell hergestellten Kräuteröle. Diese dringen in den Körper ein und führen zu tiefgreifenden Veränderungen. In Kerala geht man davon aus, dass diese intensive Form der äußeren Ölung (Snehana) ausreicht, um die Doshas zu lösen und auszuscheiden.

Der Autor selbst hat vor einigen Jahren in einer 5-wöchigen Kur in Kerala diese Art des `Panchakarmas` erlebt und weiß, wie intensiv diese Kur wirkt. Aber diese spezielle Art des „Kerala-Panchakarmas“ kann nur in tropischen Regionen gemacht werden, weil der Körper durch diese intensiven Ölbehandlungen so aufgeweicht wird, dass er gegen jeden kleinen Reiz und vor allem gegen Sonne sehr empfindlich reagiert. Auch ist während der Kur jegliche körperliche Betätigung, außer etwas sanftes Yoga strikt verboten. Es macht daher wenig Sinn, diese Art des Panchakarma in Europa zu praktizieren.

Auch in Kerala wird diese authentische Ayurvedakur nur in speziellen Einrichtungen, in der Regel in Krankenhäusern praktiziert, die irgendwo in der Einöde weit weg vom Meer sind. In den meisten Zentren in Kerala gleicht diese Kur eher einer kurzzeitigen Wohlfühlkur, denn einem authentischen Panchakarma. 

Mein Lehrer empfahl allen, die sich für eine Ayurvedakur in Indien oder Sri Lanka interessieren, sich folgende Fragen zu stellen:

  1. Befindet sich die ayurvedische Einrichtung am Meer?
  2. Kann ich mein Essen frei wählen?
  3. Darf ich Sonnenbaden? Im Meer baden? Sport treiben?
  4. Kann ich mir mein Ayurveda-Programm selbst aussuchen?

Bei ein oder mehr Ja-Antworten, ist es sehr fraglich, ob es sich um ein authentisches Panchakarma handelt

Arten von Snehana

Snehana kann auf viele Arten verabreicht werden, je nach körperlichem und geistigem Zustand, Alter, Zustand des Agni, Jahreszeit, Prakruti, Dosha-Zustand usw. Die Idee hinter der Snehana ist, Öle in solchen Mengen zu verabreichen, dass es vom Verdauungsfeuer (Agni) nicht verdaut oder von den Geweben assimiliert werden kann. Nur dann kann es die verunreinigten und festsitzenden Doshas von ihren Plätzen vertreiben. Ölung erleichtert ihren Abtransport vom Ort der Lokalisation hin zum Darm, ohne das Gewebe zu schädigen. Nur wenn das innere Milieu übersättigt ist, kann es die verdorbenen Doshas leicht und vollständig ausscheiden.

Sneha kann mit pflanzlichen Ölen, aus Sesam, Sonnenblume, Oliven, Erdnuss, Senfsaat, Kokosnuss usw., aber auch mit tierischen Fetten wie Ghee, Butter, Sahne, Knochenmark und Schmalz gemacht werden. Von den pflanzlichen Ölen ist Sesam das Öl der Wahl, während bei den tierischen Fetten Kuhghee das beste ist.

Falls es dem Patienten aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, Sneha zu konsumieren, wird es mit einem geeigneten Vehikel verabreicht, entweder mit einem Nahrungsmittel oder einer anderen Substanz mit einem bestimmten Geschmacks-Rasa, nämlich süß, salzig oder sauer. In ähnlicher Weise kann es auch zusätzlich als Anuvasana Basti (Retentionsklistier) verabreicht werden. Es kann auch äußerlich als Abhyanga (Massage), Karna Poorana (Ohrentropfen) usw. verabreicht werden.

Die Dosis von Sneha wird nach der Gabe einer kleinen Probedosis (Hraseeyasee Maatraa) festgelegt. Die Menge ist so bemessen, dass sie innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme normal verdaut werden kann. Man beobachtet die subjektiven Symptome, um über die therapeutische Dosis zu entscheiden, die man später festlegt. 

Es gibt drei Arten der therapeutischen Dosis

  1. Heena Maatraa / Hrasva Maatraa

ist die Menge an Sneha, die innerhalb von sechs Stunden nach der Einnahme verdaut wird. Es ist nützlich bei der Behandlung von Krankheiten wie:

    • chronische Diarrhöe 
    • Fieber 
    • Husten und anderen lang anhaltenden, auszehrenden Krankheiten
  1. Madhya Maatraa

ist die Menge an Sneha, die zwölf Stunden für ihre Verdauung benötigt. Diese Dosis wird u. a. eingesetzt bei der Behandlung von:

    • Hautkrankheiten, 
    • Harnwegserkrankungen, 
    • Gicht
  1. Uttama /Pradhaana Maatraa 

ist die Menge an Sneha, die vierundzwanzig Stunden für ihre Umwandlung benötigt. Im Verlauf dieses Prozesses wird keine Nahrung verabreicht. Dies ist ein sehr mächtiges und wirkungsvolles Werkzeug im Arsenal des Arztes. 

Da der Patient während der Einnahme keine Nahrung zu sich nimmt, ist das Plasmagewebe (Rasa) hauptsächlich ölig und kann sich in der gesamten inneren Umgebung ausbreiten und den Bestandteilen die notwendige Ölung zuführen. Die gewünschte Sättigung wird effektiv und ohne Schädigung des Gewebes erreicht. So ist sie in der Lage, die Bindungen zwischen den Geweben und den Doshas zu lösen, um die verunreinigten Doshas von ihren unnatürlichen Stellen in den Geweben zu trennen. 

Die ölige Materie ist nützlich, um Körper, Sinnesorgane und Geist zu nähren und zu verjüngen sowie um Kraft und Effizienz zu verleihen.

Methode der Ölung

Jeder Patient sollte vor einer Panchakarma-kur sorgfältig untersucht und beurteilt werden, ob und inwiefern er für eine solche Kur geeignet ist bzw. ob der Zeitpunkt der richtige ist. 

Die Menge und die Art des Snehana wird je nach Krankheit und Aktivität seines Agnis festgelegt. Ist die Ölmenge zu niedrig, können die Doshas nicht vom Körpergewebe gelöst werden, ist sie zu hoch, können heftige Nebenwirkungen entstehen, wie Kapha- und Amazustände jeder Art.

Anzeichen und Symptome für eine adäquate Ölung bsp.

  • Beruhigung von Vata-Bewegungen/Störungen
  • Verbesserte Funktion von Agni (Agni Deepana)
  • Ölige, schlecht geformte Stühle (Varchah Snigdha)
  • Müdigkeit, Erschöpfung (Klamah)

Unsachgemäße Verabreichung von Öl (falsche Dosis, Zeit, Handhabung können zu folgenden Problemen führen:

  • Schwellungen (Shotha)
  • Hämorrhoiden (Arsha)
  • Schläfrigkeit (Tandraa)
  • Eingeschränkte Bewegungen des Körpers, Steifheit (Stambha)
  • Verlust des Bewusstseins (Visamdnyata)
  • Urtikaria, Juckreiz (Kandu)
  • Hautkrankheit (Kushtha)
  • Schmerzen im Unterleib (Shoola)
  • Verstopfung der Eingeweide (Anaha)
  • Schwindelgefühl (Bhrama) usw.

2. Das Schwitzen (Swedana)

Die nächste Prozedur in der Vorbereitungsphase des Panchakarmas ist Swedana oder Schwitzen, durch Einsatz von Wärme. Die durch Snehana gelockerten Doshas müssen verflüssigt werden, damit sie den Ort verlassen können, ohne ihn zu beschädigen. Je nach Art der Krankheit und ihrem Schweregrad variiert die Art der Verflüssigung. All jene Substanzen, die Eigenschaften wie Ushna (heiß), Tikshna (scharf, intensiv), Laghu (leicht), Drava (flüssig), Sara (beweglich), Snigdha (ölig) haben, sind in der Lage, Hitze zu verursachen.

Nach Charaka gibt es zwei Arten von Swedana 

  1. Agni Sweda – Hitzedampf, Dampfbad, heiße Bäder usw.
  2. Anagni Sweda indirekte Hitze wie Decken, Wärmflaschen, Alkohol, Gewürze usw.

Die Rolle des Bedampfens nach der Ölung besteht darin, die lokalen Adhäsionen und Bindungen, die sich zwischen dem festgesetzten Dosha und den betroffenen Körperbestandteilen gebildet haben, zu lösen, indem sie verflüssigt und für die Ausscheidung zugänglich gemacht werden. Diese Verflüssigung ist insofern wichtig, als dass sie die Gewebe schont, indem sie nicht gewaltsam aus den Geweben herausgerissen wird. Da das innere Milieu überwiegend flüssig ist, können sich die gelösten Doshas nun leicht mit der zirkulierenden Rasa/Rakta/Kleda-Kombination vermischen und zur späteren Ausscheidung in den Verdauungskanal zurückkehren.

Anzeichen für eine angemessene Verflüssigung

  • Befreiung von subjektivem Kälteempfinden,
  • Verbesserte Beweglichkeit verschiedener Organe,
  • Starkes Schwitzen
  • Gefühl von Leichtigkeit
  • Linderung von Spastizität, Kontrakturen 
  • Weichheit der Muskulatur

3. Utkleshana – Die Ausfällung der Doshas

Der nächste Schritt im Prozess von Shodhana wird Utkleshana genannt. Das bedeutet wörtlich “ausfällen”. Das verunreinigte Dosha, das sich in einem oder mehreren Körperbestandteilen befindet und deren normale Funktion beeinträchtigt, muss von diesem Ort entfernt werden. Dabei entwickelt es Adhäsionen, Bindungen mit dem Körpergewebe. Richtig und angemessen verabreichtes Snehana und Swedana machen den Bereich weich, kontrollieren die abnorme Vata-Aktivität und verflüssigen das festgesetzte Dosha.

Obwohl das verdorbene Dosha locker und verflüssigt ist, befindet es sich immer noch in der Zelle. Um es aus dem intrazellulären Raum zu entfernen und in den Kreislauf zu bringen, müssen wir es ausfällen. 

Dies wird durch zwei Methoden erreicht: 

  1. durch Medikamente wie Utkleshana Basti (öliger Einlauf) und 
  2. durch Nahrungsmittel, die eine Ausfällung der Doshas bewirken. 

Während der inneren Ölung (Snehana) ist es wichtig, mit Utkleshana Anuvasana Basti zu beginnen. Dies hilft dabei, das Dosha für die Ausscheidung zugänglicher zu machen. Am Vorabend der Hauptprozedur des Panchakarma ist es üblich, dass die Person ein unverdauliches Essen zu sich nimmt, bsp. schwarze Kichererbsen, Jaggery, Sesamsamen/Öl, Fisch, Reis mit Joghurt und Melasse usw. Über Nacht ziehen sich die Körpersäfte physiologisch in die Körpermitte (Magen/Darmtrakt) zurück. Diesen Effekt verstärkt man, indem durch die unverdauliche Nahrung noch mehr Säfte in den Magen/Darmtrakt gezogen wird und somit die Doshas aus den Zellen herauslöst und in die Körpermitte transportiert.

Die kombinierte Wirkung von ausreichender innerer und äußerer Ölung, angemessenem Schwitzen und entsprechender Ausfällung bewirkt, dass die verdorbenen Doshas ausgeschieden werden können und das Gewebe, in dem sie sich befanden, keinen Schaden nimmt. Die Unzulänglichkeit eines dieser Schritte führt zu einer unsachgemäßen Ausscheidung und ist potenziell gefährlich für den Patienten. Es besteht die Möglichkeit eines erneuten Auftretens des krankhaften Zustands, oder es kann zu iatrogenen Störungen führen. Bei allen Prozeduren von Shodhana sollte idealerweise Utkleshana verabreicht werden. 

Artikel Panchakarma Teil 3 – Die Durchführung

Quelle: Buch: Insights into Ayurveda – Prof. Vilas M. Nanal

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