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Die Fruchtbarkeitsstörung bei der Frau

Körperliche Ursachen:

Etwa zwei Millionen Paare in Deutschland, das entspricht 12-15% haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Von der Unfruchtbar sind mittlerweile Männer ebenso häufig betroffen wie Frauen. Die Gründe für die gravierende Zunahme männlicher Unfruchtbarkeit in den letzten Jahrzehnten liegen im Dunkeln. Aus schulmedizinischer Sicht kann man meistens weder die Ursachen einer Fruchtbarkeitsstörung beim Mann finden, noch sie therapeutisch günstig beeinflussen. Im Ayurveda dagegen konzentriert man sich seit tausenden von Jahren intensiv mit diesem Fachgebiet, da ein gesunder Nachwuchs zu den wichtigsten Aufgaben des Lebens zählen.

„Selbst bei einer fruchtbaren Frau, kann es zu einer Verzögerung der Empfängnis kommen, weil Probleme auftreten mit der Gebärmutter, den Spermien, der Eizelle, der Psyche, der Ernährung, der täglichen Routine, dem richtigen Zeitpunkt der sexuellen Vereinigung und mangels (körperlicher) Stärke.“ (Caraka Samhita)

Während die Behandlung männlicher Sterilität auch aus ayurvedischer
Sicht schwierig, aber in vielen Fällen möglich ist, sind bei der Frau die Gründe für Fruchtbarkeitsprobleme ganz anders gelagert und weniger kompliziert. Allein schon die Körpergewebe, die an der Empfängnis beteiligt sind, sind bei Mann und Frau völlig unterschiedlich. Beim Mann ist es bekanntlich das Spermium, die kleinste Zelle des Körpers. Während es bei der Frau die Eizelle ist, die größte Zelle des Körpers. Eizelle und Spermium sind nicht nur von der Größe sondern auch vom Aufbau her so verschieden voneinander wie es zwei Zellen nur sein können.
Die weibliche Eizelle besteht aus ayurvedischer Sicht vor allem aus Plasmagewebe (Rasa-Dhatu), dem ersten Körpergewebe, das aus der Nahrung gebildet wird. Sie ist damit sehr empfindlich und reagiert schnell auf Ernährungssünden und falsche Lebensweise. Die Bildung von Rasa-Dhatu dauert nur einige Stunden und ist abhängig vom Verdauungsfeuer Agni. Wenn Agni nicht richtig arbeitet oder unverdaubare Nahrung verzehrt wurde (bsp. Fruchtjoghurt oder jede Nahrung, bei der Milchprodukte mit frischen Früchten gemischt wird) wird Rasa-Dhatu mit Ama beschmutzt. Je mehr Ama gebildet wird, umso schlechter ist die Qualität von Rasa-Dhatu und somit aller Schleimhäute im Körper auch der Gebärmutterschleimhaut. Je mehr Ama, umso schlechter aber auch die Qualität der Eizelle an sich. Ama ist von seinen Eigenschaften her kalt, zäh, klebrig, schleimig und blockierend. Nach einer möglichen Befruchtung durch den Mann können dadurch folgende Komplikationen entstehen.

Eine mit Ama verunreinigte Eizelle kann:

  • leichter im Eileiter kleben bleiben, was das Risiko einer Eileiterschwangerschaft erhöhen kann
  • schneller einen Mangel an Nährstoffen bekommen, da die Gebärmutterschleimhaut ebenfalls mit Ama verschlackt ist.
  • zu Fehlbildungen des Embryos und zu einer erhöhten Abortgefahr führen.

Die Behandlung der weiblichen Fruchtbarkeitsstörungen

Im Ayurveda kann man in den meisten Fällen weiblicher Fruchtbarkeitsstörungen sehr viel tun. Intensive Reinigungskuren (Panchakarma), Heilpflanzen, die effizient den Stoffwechsel verändern und gezielt die gewünschten Gewebe aufbauen bewirken oft schon große Erfolge. Aber auch, wenn die Ursachen anders gelagert sind, beispielsweise bei hormonellen oder konstitutionellen Störungen gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Ein kleines Beispiel einer Heilpflanze, deren Heilkraft für den weiblichen Organismus so groß ist, dass wohl keine andere ihr ebenbürtig sein dürfte, ist Shatavari, ein indisches Spargelgewächs.
Die Wirkungen von Shatavari auf den weiblichen Organismus sind so vielfältig, dass ich mich hier nur auf die für eine Schwangerschaft wichtigsten beziehen möchte. Shatavari reinigt die Schleimhäute der weiblichen Fortpflanzungsorgane und baut sie optimal für die Schwangerschaft auf. Viele früheren Verletzungen oder Operationen in diesem Bereich können damit wieder regeneriert werden. Shatavari hat auch einen starken Hormonstimulierenden Effekt. Hormonelle Störungen können damit ausgeglichen werden, ohne die gefürchteten Nebenwirkungen von Hormonpillen. Auch während der Schwangerschaft ist Shatavari sehr wichtig, da es kaum etwas Besseres für den Embryo gibt, um sein Knochengerüst zu stärken und andererseits die Frau vor Mangelerscheinungen zu bewahren. Aber auch den mental beruhigenden Effekt von Shatavari besonders in der Schwangerschaft ist nicht zu unterschätzen. Die konstante Einnahme hilft auch den Geburtsvorgang bestens vorzubereiten und Komplikationen zu mindern.
Eines muss man jedoch bei all diesen Behandlungen immer mitbringen, und das ist Geduld. Lieber braucht die Empfängnis ein halbes Jahr länger, als dass Komplikationen oder gar Abortgefahr während der Schwangerschaft auftreten. Die Natur lässt sich nichts aufzwingen, und wenn doch, dann hat es nicht selten einschneidende und unerwünschte Konsequenzen.

Die Vorbereitungen für eine Schwangerschaft

Die Entstehung und das Wachstum eines Embryos sind laut den ayurvedischen Schriften abhängig von folgenden sechs Faktoren:

  1. Der Mutter
  2. Dem Vater
  3. Der Gesundheit der Mutter
  4. Dem Plasmagewebe (Rasa-Dhatu) der Mutter
  5. Der göttlichen Seele (Atman)
  6. Dem Geist (des Kindes)

„Die Vereinigung von Spermium, Eizelle und der göttlichen Seele in der Gebärmutter wird als Embryo bezeichnet.“ (Caraka Samhita)

  • Die Mutter ist der wichtigste aller Faktoren, da der Fötus von ihr ernährt wird und ihre Gesundheit, aber auch ihre Defekte auf ihn übergehen. Ein Großteil der Organe und Gewebe im Fötus werden aus der mütterlichen Quelle gebildet beispielsweise Haut, Blut, Fleisch, Fett, Herz, Leber, Milz, Nieren, Blase, Rektum, Magen, Darm und andere.
  • Die Spermien des Vaters sind für alle Gewebe verantwortlich, die dem Embryo Stärke und Stabilität geben beispielsweise Haare, Nägel, Zähne, Knochen, Venen, Arterien, Sehnen, Bänder und Sperma. Der Einfluss des Spermiums ist in der ersten Zeit für den Fötus stärker als der der Eizelle, da die Formgebung und Stabilität zu Beginn höchste Priorität zukommt.
  • Das Plasmagewebe (Rasa-Dhatu) der Mutter ist die Nährflüssigkeit des Embryos. Es bestimmt Größe, Stärke, Zufriedenheit, Rundlichkeit und Enthusiasmus des Embryos.
  • Die göttliche Seele (Atman) ist zusammen mit dem Geist für folgende Faktoren zuständig: Lebensspanne, Selbstverwirklichung, die charakterliche Grundstruktur, Vorlieben und Abneigungen, Stimme und Ausstrahlung, Bewusstheit, Mut, Intellekt, Gedächtnis, Egoismus und andere.
  • Der Geist ist verantwortlich für die unter Atman genannten charakterlichen Eigenschaften. Der Geist ist verantwortlich für die Vereinigung der göttlichen Seele mit dem feinstofflichen und später auch mit dem grobstofflichen Körper eines Lebewesens. Nur wenn die göttliche Seele sich mit dem feinstofflichen Körper verbindet, kann ein neues Lebewesen entstehen.

Ich möchte es an dieser Stelle noch einmal wiederholen: die häufigsten Ursachen für eine weibliche Fruchtbarkeitsstörung sind im Gegensatz zur männlichen eher funktioneller Natur und weniger ein substanzielles Problem. Bei der Frau ist von Geburt an alles vorhanden, was sie braucht, um schwanger zu werden vorhanden. Es sind etwa 400.000 Eizellen für das ganze Leben bereits vorhanden. Sie müssen nur noch für den späteren 4- wöchentlichen Mentsruationszyklus ausgereift werden. Die Frau muss daher nicht wie der Mann ständig neue Eizellen produzieren, sondern kann auf ein unerschöpfliches Reservoir zurückgreifen. Die Frau ist die Empfangende. Sie empfängt das werdende Kind und sollte, um schwanger zu werden den Körper so vorbereiten, dass nichts dieser Empfängnis im Wege steht.

Aus ayurvedischer Sicht ist für den Erfolg einer Empfängnis vor allem die Qualität von Rasa-Dhatu entscheidend. Rasa-Dhatu, das Grundplasma, das nicht nur alle Körperzellen ernährt und versorgt, sondern in diesem Fall auch den werdenden Embryo. Man könnte dieses Prinzip mit unserer „Mutter Erde“ vergleichen. Je besser die Qualität der Erde, umso schneller, kräftiger und häufiger können die Pflanzen auf ihr wachsen. Bei schlechter Erde gedeiht nur wenig, und die wenigen sind meist schwach und kümmerlich.

Daraus wird verständlich, dass jede Frau vor einer gewünschten Schwangerschaft eine Reinigungskur (Panchakarma) durchführen lassen sollte. Nur ein gut geschulter ayurvedischer Therapeut kann nach eingehender Untersuchung feststellen, wie sie im Einzelfall auszusehen hat. Diese Kur kann nicht nur stationär in einer Kurklinik durchgeführt werden sondern auch begleitend zum Alltag.

Allgemeine Empfehlungen zur Schwangerschaftsvorbereitung

  • Lassen Sie sich von einem erfahrenen Ayurvedatherapeuten beraten und führen Sie am besten vor einer geplanten Schwangerschaft eine echte Panchakarmakur durch.
  • Achten Sie auf einen geregelten Tagesablauf und regelmäßige Essenszeiten. Gehen Sie zeitig ins Bett.
  • Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, die ihrer Konstitution und ihrer Verfassung entsprechen.
  • Vermeiden Sie grundsätzlich folgende Speisen: Unverdaubare Nahrungsmitteln, wie die Kombination von: frischen Früchten mit Milchprodukten, von Alkohol mit Früchten, Fisch mit Milchprodukten, Fisch mit Alkohol.
  • Sowie folgende Nahrungsmittel: Meeresfisch, Meerestierchen, Meersalz, unverdünnte Obstsäfte (vor allem gemischte) und Nahrung, die irritierend auf die Schleimhäute wirkt (Chili, Rettich, Hart- und Schimmelkäse, Cola, Red Bull etc.).
  • Vermeiden Sie regelmäßigen Alkoholkonsum, besonders Bier, Weißwein und natürlich Hochprozentiges.
  • Vermeiden Sie Stress, besonders beruflichen. Setzen Sie die Priorität auf die bevorstehende Schwangerschaft weniger auf Beruf oder andere Dinge.
  • Vermeiden Sie harte körperliche Anstrengungen bsp. übertriebenen Sport, Aerobic, Mountenbiking etc.

Achtung: Lassen Sie sich vom Begriff Panchakarma nicht verführen. Eine echte Panchakarma-Kur erkennen Sie bsp. daran, dass nicht Sie die Kur vorher aussuchen dürfen, sondern der Therapeut nach einer gründlichen Untersuchung. Panchakarma bedeutet die 5 großen Ausleitungen. Viele Ayurvedatherapeuten verstehen jedoch unter Panchakarma einfach nur intensive, lange Massagen. Dabei können jedoch nur wenige Giftstoffe aus dem Körper gelangen.
Bereiten Sie sich vor allem geistig auf das Schwangerwerden vor. Fangen Sie an zu meditieren, beschäftigen Sie sich mit allen Themen der Schwangerschaft, machen Sie in Gedanken Visualisierungen, um Ihren gesamten Organismus optimal darauf vorzubereiten. Aber verkrampfen Sie sich dabei nicht! Oft ist man erfolgreicher, wenn man die Dinge auch loslassen kann.
Machen Sie sich keinen Stress, um nur zum „optimalen“ Zeitpunkt Geschlechtsverkehr zu haben. Schlafen Sie nur mit Ihrem Mann, wenn Sie in der richtigen Stimmung dazu sind, also mit einem ausgeglichenen, klaren und liebenden Geist.
Und vergessen Sie niemals: Die Empfängnis ist ein heiliger und kein rein mechanischer Akt. Es ist eine Gnade unseres Schöpfers, die wir genauso empfangen müssen. Trotz bester Voraussetzungen kann es manchmal lange dauern. Niemand kann es erzwingen. Versuchen Sie, Gott oder eine höhere geistige Führung darum zu bitten, Ihnen diesen Herzenswunsch zu erfüllen.

Literatur:
Dieter Scherer – Das Gesundheitsbuch für Frauen: München/Kreuzlingen 2004. Hugendubel/Irisiana
Dieter Scherer – Das große Ayurvedabuch: München/Kreuzlingen 2002. Hugendubel/Irisiana

Zum Autor:
Dieter Scherer
Seit 1993 als Heilpraktiker in eigener Praxis tätig. Diplom an der Fachschule für Naturheilweisen Joser Angerer, München. Fachausbildungen in klassischer Homöopathie bei Dr. Jus und in Traditioneller Ayurveda Heilkunde bei
Caraka Samhita Vol.1 by R.K. Sharma Bhagwan Dash, Chowkamba Sanskrit: Sarirasthana, Kap. II

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